Fazit: Ein Fest für Hochsee-Segler

Die Nordseewoche bot vom 26. bis 29. Mai besten Hochsee-Segelsport rund um Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland. Zum jetzigen Zeitpunkt sind nur noch die Teilnehmer der neuen Langstrecke Helgoland Offshore Triangle unterwegs, die bis Donnerstag zurückerwartet werden.

101 Jahre nach ihrer ersten Auflage ist die 88. Nordseewoche Geschichte. Sie wird in die lange Historie von Deutschlands wichtigster Hochseeregatta als Erfolg eingehen. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf. Das Wichtigste: Wir konnten alle Wettfahrten starten und zeiten. Zwar waren die Zubringerregatten nach Helgoland am Sonnabend etwas flau, aber durch Bahnabkürzungen konnten auch diese zu Ende gebracht werden“, sagte Nordseewoche-Organisationsleiter Marcus Boehlich am Dienstag.

Dem positiven Fazit schloss sich auch Wettfahrtleiter Albert Schweizer an: „Letztes Jahr, zum 100-jährigen Jubiläum, war nach 2,5 Jahren pandemiepause vieles noch etwas holprig, was klar ist, wenn man so lange als Team nicht zusammengearbeitet hat. Dieses Jahr hat aber alles wieder geklappt. In meinen Gesprächen mit den Seglerinnen und Seglern der habe ich stellvertretend für das Nordseewoche-Team viel Lob und Dank bekommen. Ich finde, wir können echt stolz sein, was wir geschafft haben. Es war eine richtig tolle Nordseewoche, für die Teilnehmer und für das Team! Mein größter Dank geht ausdrücklich an alle Helfer!“

Perfekter Auftakt am Freitag

Seglerisch war in diesem Jahr für jeden etwas dabei: Leichtwind, Mittelwind und viel Wind. Insgesamt starteten 82 Yachten verteilt über alle Wettfahrten der Nordseewoche.

Schon der Auftakt mit der Wettfahrt 1 von Wedel nach Cuxhaven überzeugte am Freitag durch perfekte Bedingungen. „Das war für die 20 Yachten schönes, anspruchsvolle Segeln auf der Elbe“, so Schweizer. Am Abend konnten im Rahmen der offiziellen Nordseewoche-Eröffnung in Cuxhaven, durchgeführt von Oberbürgermeister Uwe Santjer, den W1-Seglern ihre Preise verliehen werden. Der Sieg in der ORC-international-Gruppe ging an Christoph Mählmann mit der Swan 46 MKII „Rarotonga“. Die Gruppe ORC-Club gewann „Tinkerbell“, eine Comfortina 35 mit Thorsten Schablinski am Ruder. Schnellstes Schiff wurde Daniel Baum mit seiner neuen Tison 48 „Elida“ mit einer gesegelten Zeit von 5 Stunden, 1 Minute und 30 Sekunden. Berechnet wurde es Platz 4 für ihn in der Gruppe ORCi.

Begegnung auf der Elbe während der Wettfahrt W1 Wedel – Cuxhaven. Foto: Team Hinrich Franck

Während in Cuxhaven am Freitagabend an Land der Auftakt der Nordseeewoche gefeiert wurde, machten sich 15 Crews bereits um 20.00 Uhr auf den Weg nach Helgoland. Die Glück-Sundowner-Regatta, die zusammen mit den Hummer-Regatten am nächsten Tag die Glück-Early-Bird-Serie bilden, richtet sich an die sportlich ambitioniertesten Teams. „Der Freitagabend war für die Racer brillant. Es gab eine knackige Kreuz durch die Außenelbe. Die Crews haben alles super beherrscht und haben es uns als Wettfahrtleitung leicht gemacht“, fasste Schweizer zusammen. Nordseewoche-Chef Boehlich beschrieb die Sundwoner als „holprige Chaussee, genau so, wie die Teilnehmer es wollten. In der Dunkelheit ist es nicht leicht, alle Wellentäler zu sehen und entsprechend auszusteuern. Das haben auch unsere Schlauchbootfahrer zu spüren bekommen, die ja die Überfahrt genauso hinter sich bringen mussten.“

Start der Glück-Sundowner-Regatta vor Cuxhaven am Freitagabend. Foto: Team Hinrich Franck

Der Leichtwind-Sonnabend

Der Sonnabend gehörte dann den Filigrantechnikern. Die Hummerregatten sollten eigentlich um 9.30 Uhr starten, doch der Hochdruckeinfluss bescherte Helgoland eine ausgeprägte Flaute. Die Wettfahrtleitung entschied auf Startverschiebung, schickte aber ein Team auf das Wasser, um die Situation permanent bewerten zu können. Gegen 15 Uhr kam dann die Meldung: Draußen herrscht segelbarer Wind. „Wir konnten dann noch zwei schöne Leichtwindwettfahrten machen, die jeweils etwa eine Stunde dauerten.“ Die kombinierten Ergebnisse aus diesen beiden Hummer-Wettfahrten und der Sundowner-Regatta vom Vorabend ergaben die Wertung für den Hummer Cup, die Trophäe der Glück-Early-Bird-Serie. In der Gruppe ORCi 3 und ORC Club 3 siegte berechnet Michael Schlee mit seiner X-35 „Alexis“. Die Gruppe ORCi 2 und ORC Club 2 entschied Dirk Clasen mit seiner Humphreys 39 „Ginko“ für sich. In der Gruppe der großen Yachten, ORCi 1, siegte die „Störtebeker“ des Hamburgischen Verein Seefahrt mit Katrina Westphal am Steuer. Die Doublehand-Wertung entschied Heiko Steppat mit seiner J-111 „segeLore“ für sich. „Heiko Steppat war übrigens der erste Gewinner des Family Crusier Cups jemals. Damals hat er Blut geleckt und jetzt segelt er sehr sportlich vorneweg“, freute sich Marcus Boehlich.

Leichter Wind erforderte am Sonnabend Fingerspitzengefühl an Ruder, Schoten und Trimmeinrichtungen. Foto: Team Hinrich Franck

Die Zubringerregatten aus Hallig Hooge, Hooksiel, Bremerhaven und Cuxhaven (Noblex Cup) hatten unterdessen mit derselben Flaute zu kämpfen. Die jeweiligen Wettfahrtleiter entschieden im Laufe des Tages individuell auf Bahnverkürzungen, so dass alle Zubringer gewertet werden konnten. Damit war die Seesegelgemeinde am Samstagabend vollzählig auf Helgoland angekommen und konnte auf der boot Düsseldorf Regatta-Party den Tag ausklingen lassen.

Seeseglers Traum am Sonntag

Am Sonntag stand der Capitell Cup Rund Helgoland auf dem Programm. „Das war der Traumtag schlechthin“, so Schweizer. „Wir hatten Sonnenschein und nie zu viel oder zu wenig Wind. Es war ein herrlicher Segeltag“, stimmte Nordseewoche-Chef Marcus Boehlich zu. Für die drei Gruppen (Family Cruiser, Kleine Bahn, Große Bahn) ging es mit einem klassischen Vorwindstart los und um feste Seezeichen. Die Sieger der einzelnen Wertungsgruppen: Family Cruiser: Helge Jessen mit „Maiti“, ORCi 1: Ralf Lässig mit „Xenia“, ORC Club 1: „Sunbird“ von Norbert Drücker, ORCi 2: „Ginko“ von Dirk Clasen, ORC Club 2: Thomas Reinicke mit „Edelweiss“, ORCi 3: Heiko Päsler mit „static electric“, ORC Club: Hagen Reese mit „Susewind“, ORC Club 4: „Marret“ mit Steuermann Hartwig Höpcke und Doublehand:  „segeLore“ von Heiko Steppat.

 Capitell Cup Rund Helgoland bei perfekten Bedingungen am Sonntag. Foto: Team Hinrich Franck

Aufbruchstimmung am Montag

Der Nordseewoche-Montag bot vielseitigstes Regattasegeln, angefangen mit der Helgoländer Acht am Morgen. „Es war noch einmal spürbar mehr Wind, weit über 20 Knoten, dabei herrlicher Sonnenschein, aber bitterkalt“, beschrieb Albert Schweizer die Bedingungen. Schnellstes Schiff der 11 Yachten wurde die XP 44 „Xenia“ von Ralf Lässig. Berechnet siegte er damit auch in der Gruppe ORCi 1 und ORC Club 1. In der Family Cruiser-Wertung siegte Helge Jessen mit seiner Duetta 94 „Maiti“. Damit sicherte sich Jessen auch den Gesamtsieg des Family Cruiser Cups 2023, der sich aus den Ergebnissen einer Zubringerregatta, aus dem Ergebnis des Capitell Cup Rund Helgoland und aus dem Ergebnis der Helgoländer Acht zusammensetzt. Heiko Päsler siegte in der Gruppe ORCi 3 mit seiner „static electric“.

 Die Helgoländer Acht führte Sonntagmorgen um die Hauptinsel herum. Foto: Team Hinrich Franck

Dieses Ergebnis, das Ergebnis des Capitell Cup Rund Helgoland und das Ergebnis der Glück-Sundowner-Regatta machten Heiko Päsler mit seiner X-36s „static electric“ zum Gewinner des Nordsee Cups 2023, der inoffiziellen Gesamtwertung der Nordseewoche. Außerdem wurde ihm von der Gemeinde Helgoland die Heilige Flagge verliehen. Dieser besondere Preis wird Seglerinnen und Seglern verliehen, die Herausragendes im Zusammenhang mit der Nordseewoche geleistet haben. Päsler hat, bis auf drei Jahre, seit 55 Jahren jedes Jahr an der Nordseewoche teilgenommen. Das Setzen der Heiligen Flagge an Bord seines Schiffs befreit ihn fortan auf Lebenszeit von der Abgabe der Kurtaxe und vom Hafengeld auf Helgoland. „Heiko ist ein würdiger Träger der Heligen Flagge. Er ist eine echte Nordseewoche-Legende und bekommt die Flagge aus Nordseewochesicht für sein Lebenswerk“, sagte Albert Schweizer.

Neue Langstrecke H.O.T. unterwegs

Der Start der neuen Langstrecke Helgoland Offshore Triangle (H.O.T.) markierte zum Schluss der Nordseewoche einen Höhepunkt. Um 16.30 Uhr starteten sieben Yachten in eine sportlich herausfordernde Offshore-Regatta mit einer Kurslänge von 350 Seemeilen. Gegen 18 Uhr am Montagabend erreichte die Wettfahtleitung die Meldung der „Ginko“, dass diese wegen eines Schadens am Vorstag aufgeben müsse, womit sich das Feld auf sechs Schiffe reduzierte. Am Dienstagvormittag verletzte sich ein Mannschaftsmitglied an Bord der „Toke“ am Arm und wurde vom zur Hilfe kommenden Zollkreuzer „Borkum“ an Bord genommen. Die „Toke“, eine Elan 360 mit Nora M. Puls am Ruder und kleinstes Boot des Felds, setzte die Regatta daraufhin fort.

 “Elida” beim Start der Langstrecke H.O.T. Foto: Johann Nikolaus Andreae

Das schnellste Schiff wird vermutlich Mittwochnacht Helgoland erreichen. Bis Donnerstagabend sollten dann alle im Ziel sein, erwartet Albert Schweizer. Das Garmin-Tracking der Yachten ist auf der Nordseewoche-Homepage zu finden.

89. Nordseewoche wirft ihre Schatten voraus

Für das Organisationsteam um Marcus Boehlich beginnt schon jetzt die Planung für die 89. Nordseewoche im 102. Jahr., vom 17. bis 20. Mai 2024. Für ihn sind es dann bereits 30 Jahre ehrenamtliches Engagement in der Traditionsveranstaltung, vom Flaggenzieher zum Organisationsleiter. Auch Nordseewoche Marketing GmbH Geschäftsführer Gero Brugmann äußerte sich sehr zufrieden mit der diesjährigen Nordseewoche. Eine Sache freute ihn ganz besonders, nämlich „dass alles Sponsoren uns die Treue gehalten haben und wir die Nordseewoche gemeinsam weiterentwickeln können.“

Wettfahrtleiter Albert Schweizer: „Wir werden uns jetzt direkt im engen Kreis zusammensetzen und aufarbeiten, was wir verbessern können und wo wir nachjustieren müssen. Wir stellen uns ja immer die Frage, wie können wir die Nordseewoche noch attraktiver machen für die Segler?“ Denn schließlich gehe es ja immer darum, den Seglerinnen und Seglern den bestmöglichen Service zu bieten.

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