Herausforderung Nordseewoche

Die Meldephase bei der Nordseewoche beginnt nun und die potenziellen Teilnehmer treffen auch in diesem Jahr wieder auf eine individuelle Meldelösung: die Sailorslounge. Vielfach wurde dies durch Teilnehmer der Regatta und Vereine kritisiert.

Tenor der Kritik: Es gäbe übergreifende und gut funktionierende Lösungen, die von den meisten genutzt würden. Doch der individuelle Weg der Nordseewoche bei der Registrierung hat einen durch die Hochseelage Helgolands begründeten Hintergrund.

Wie die Tücken der Hochseelage individuelle Lösungen erfordern

Das Leben auf einer Insel erscheint für den geneigten Wassersportler stets etwas romantischer als es ist. Umgeben vom geliebten Wasser zu leben bedeutet in Wahrheit aber auch, täglich mit Herausforderungen zu leben, die es in der Festlandlage nur selten gibt. So ist z.B. die Internetverfügbarkeit auf Inseln immer etwas eingeschränkt und die Leitungen sind oft wenig zuverlässig.

Seit Jahren arbeitet die Nordseewoche deshalb mit persönlichen Kontakten beim Netzanbieter zusammen. Die Organisatoren setzen auf Helgoland auf redundante und hybride Anbindungen (Mobilfunk und Kupferkabel). Ein Teil des Teams reist schon Tage vor der eigentlichen Veranstaltung zur Installation und Inbetriebnahme an. Dadurch soll die Ausfallwahrscheinlichkeit der Onlineanbindungen zu Pfingsten auf ein Minimum reduziert werden. Aber nicht immer reichen diese Bemühungen aus.

Am 23.11.2020 war bei T-Online folgendes zu lesen: „Zwei Tage lang mussten die Bewohner der Hochseeinsel Helgoland ohne Telefon und Internet auskommen. Selbst bei den beiden Telefonzellen der Insel, dem Rettungsfunk sowie der Nordsee-Klinik war von Freitag bis Sonntag nur Rauschen in den Leitungen, berichtete Insel-Bürgermeister Jörg Singer dem “Hamburger Abendblatt”. Grund für den Netzausfall: Der erste heftige Herbststurm des Jahres.“

Albert Schweizer, Wettfahrtleiter der Nordseewoche kommentierte die Nachricht wie folgt: „Man stelle sich vor, es wäre Pfingsten gewesen und die Nordseewoche hätte die geforderte und an Land bestens funktionierende Online-Lösung eingesetzt. Es wäre der Wettfahrtleitung nicht möglich gewesen Sieger zu ermitteln.“ Anders, als bei Klassenregatten, ist das Vermessungssegeln zwingend auf IT-Lösungen angewiesen. „Trotz der Klassifikation als „Traditionsveranstaltung“ wird bei der Nordseewoche im Ergebnisdienst kein Rechenschieber eingesetzt“, so Schweizer.

Helgoland ist mit einer einzelnen Unterwasserleitung angebunden. Dieses Seekabel, welches im Wattenmeer zwei Meter tief im Boden verlegt ist, war bei o.g. Herbststurm freigespült worden und unter dem Einfluss von Seegang gebrochen. Dass so etwas nicht „mal eben“ repariert werden kann, liegt auf der Hand.

Um diese, aus der Hochseelage resultierende Herausforderung zu bewältigen, setzt die Nordseewoche wieder „ein geschmeidig funktionierendes Tandem aus der Plattform Sailorslounge und dem Regattaprogramm Velum Regatta Scoring“ ein. So Marcus J. Boehlich, Organisationsleiter der Nordseewoche. Auf der Plattform Sailorslounge werden alle Teilnehmerdaten (Yacht, Segler, Meldegelder, u.a.) – soweit sie vor Beginn der Regatta eingegeben werden – verwaltet. Alle für eine Wettfahrt notwendigen Daten werden anschließend aus der Sailorslounge exportiert und ohne weitere Veränderungen in Velum Regatta Scoring importiert. So können vor Ort, ohne weiteren Internet-Zugriff, Start- und Ergebnislisten produziert werden.

„Probleme mit Festnetz und LTE-Netzen, von geringen Einschränkungen bis zu massiven Problemen haben wir schon mehrfach erlebt. Ein sicherer Internet-Zugriff ist auf der Insel nicht garantiert. Daher werden Online-Lösungen auch in Zukunft nicht verwendet werden können.“ führt Boehlich abschließend aus.

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